Das 5. Haus: Am Schrot-Turm!

Nach jedem Haus ist die Erschöpfung groß – die des Kontos und unsere eigene. Aber dann, ein paar Jahre später, stolpern wir doch wieder über das nächste kleine Traumhäuschen. Dieses hier haben wir schon viele Jahre lang umschlichen; das völlig entkernte Hausinnere und das morsche Fachwerk an der Fassade haben uns Respekt eingeflösst: Verdammt viel zu tun. Und jetzt haben wir uns doch getraut und die beiden nebeneinanderliegenden Häuschen in der Mauerstraße gekauft.

Elbfischer, Töpfer und Brezelbäcker haben wir in den zehn Jahren unserer Liebe zur alten Kaiserstadt schon kennen gelernt: Jetzt kommt ein neues Gewerk dazu. Denn im Schrotturm gleich nebenan wurde seinerzeit Blei aus großer Höhe durch Siebe in kaltes Wasser geschüttet. Im Flug formten sich die Tröpfchen rund, im Wasser kühlten sie sich ab zu Schrotmunition unterschiedlichen Kalibers je nach Siebmaschigkeit. 1825 war der alte Wehrturm auf die heutige Höhe von 47 m aufgemauert worden; bis etwa 1850 wurde hier Schrot produziert.

Damit die in Kisten verpackten Schrotkugeln nicht erst vom Boden auf Pferdewagen gehoben werden mussten, haben die drei Häuschen neben dem Turm (das ganz linke nutzen heute die Amateurfunker der Stadt) eine Rampe in Wagenhöhe. Wenn unser Doppelhaus fertig ist, wird man dort oben prima in der Sonne frühstücken können! Das Neustädter Tor und die Lange Straße sind gerade mal 150 m entfernt; trotzdem kann man in der ganzen Innenstadt kaum ruhiger wohnen als hier.

Aber nun mal langsam, heute, am 1. März 2014, sind wir vom ersten Frühstück im Haus noch weit entfernt. Wir arbeiten an der Konzeption, holen unsere treue Bauleiterin Sybille Wilke ins Boot, Tischler Ingo, den Sanitärmeister Höffler – all die guten Kräfte, mit denen wir auch die anderen vier Häuser ganz behutsam renoviert haben. Die Frontfassade muss fast völlig erneuert werden; Eichenfachwerk, Lehmputz werden ins Auge gefasst. Die Dachziegel müssen runter, damit wir den intakten Dachstuhl anheben können, um die Fassade zu bauen. Im Inneren gibt es bisher keine Wand und keine Decke; wunderschön ist die tausendjährige Stadtmauer, an die das Haus sich lehnt und die auch im Hausinneren mit ihren buckeligen Feldsteinen und archaischen alten Ziegeln gut zu sehen sein wird. Die Rückwand des Hauses ist so über einen Meter dick!

Was da entsteht, ist ein großes Haus. Über 180 qm Wohnfläche werden wir an sicher 10 bis 12 Tangermünde-Besucher/innen vermieten können – vielleicht ab Sommer 2015. Im Erdgeschoss halten wir uns sogar die Option einer kleinen Gastronomie, vielleicht eines kleinen Cafés, offen. Unser Schrot-Kontor hat jahrelang leergestanden, jetzt zieht neues Leben ein. Die alte Nachbarin außerhalb der Stadtmauer ist heute regelrecht erschrocken, als ich durch eins der schießschartenkleinen Fenster in der Mauer heraussah und ihr einen schönen Tag wünschte: Das hat viele lange Jahre niemand mehr gemacht!

modell Ein erstes Modell unserer Planung haben wir schon gebaut. Jetzt folgt der Bauantrag! Das Hausinnere ist von einem gemütlichen Ferienhaus noch ziemlich weit entfernt …

Ein Kommentar zu “Das 5. Haus: Am Schrot-Turm!

  1. Ja, so war das anno 2014, als wir das haus in der Mauerstraße eben erst gekauft und all die Arbeit noch vor uns hatten. Jetzt ist das gute Stück längst voll mit glücklichen Gästen; ein spektakuläres Stück Tangermünde (wo sonst kann man vom Hausinneren aus durch die Stadtmauer sehen? – Wo sonst findet man in einem nur 200 Jahre jungen Haus… eine 600 Jahre alte Wand?)… und Sie können es mieten, unser Schrotkontor. Siehe oben im Menü in der Hausübersicht!

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