Unser größtes Haus

„Ölmühle” wurde das auffällige Haus in der Kirchstraße 3a von Maklerin und Denkmalschutz genannt, als wir im Winter 2011 bei einer Zwangsversteigerung in Stendal aufgeregt als einzige Interessenten mitboten. Tatsächlich befand sich vor hundert Jahren noch eine Ölmühle unterhalb des Grundstücks, und für die gab das bauchige Gebäude wohl das Lagerhaus ab. Eine Mühle ist es selbst nie gewesen; ein mächtiges Transportrad im Dachgeschoss ist noch erhalten und diente dem Hochziehen der Lasten. Doch alte Grundrisse zeigen eine ganz andere Nutzung: In ihnen ist im Grundriss eine Backstube eingezeichnet, und tatsächlich zeigt ein alter Balken, der jetzt außen an der Fassade zu sehen ist, das Zunftzeichen der Bäcker: Der Name „Brezelhaus” stand fest.

Bis Ende 2011 stand das Haus etliche Jahre leer, und die Schäden waren gravierend. Dabei war schon einmal in den Neunziger Jahren eine aufwendige, aber unvollständige Sanierung erfolgt, die das alte Haus grob entkernt und viel vom alten Zauber zerstört hatte. Wegen der zeittypischen niedrigen Raumhöhen hatte man ein ganzes Geschoss auf sinnlose Kriechhöhe gebracht und so dem Stockwerk darüber ein paar Zentimeter zugeschlagen. Am Anfang standen Martina Huchthausen und ich fassungslos vor diesem Irrsinn. Was konnte man mit diesem entbeinten Neunzigerjahre-Schick überhaupt noch anfangen?

 

Das grüne SchlafzimmerDann sprudelten allmählich die Ideen. Das Kriechgeschoss für Hochbetten nutzen … unten vom Treppenhaus aus einen Durchbruch machen Richtung Hof… die Giebel dämmen: Letztlich war wie immer viel zu tun, aber die Vision war da, wie wir dem verhunzten Einzeldenkmal seinen „Spirit” zurückgeben könnten. Im Sommer 2012 legten wir los!

Heute ist das Brezelhaus vor allem wegen seiner Größe bei unseren Gästen sehr beliebt. Tina ist bei der Einrichtung wieder dieser besondere Mix aus Alt und Neu gelungen, aus schlichter Zweckmäßigkeit und dem Charme vergangener Zeiten, den die Besucher bei all unseren Tangermünder Häusern so mögen. Vor allem das riesige Dachgeschoss, wo in der Wohnküche mit Blick auf Storchennest und Rathaus alle Platz haben, ist für große Gruppen hochattraktiv. Wenn unsere anderen Häuser belegt sind und das Brezelhaus noch frei ist, wohnen manchmal aber auch weniger Leute in unserem 350 Jahre alten „neuen” Haus.

Das Doppelbett im rosa Zimmer

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